Halloween ist ja hier ein Kapitel für sich: Alle Geschäfte verkaufen schwarz-orange Dekorationen, Süßigkeiten und unglaublich viele Kostüme. Vor jedem Haus steht mindestens ein ausgehöhlter, geschnitzter Gruselkürbis (außer bei uns) und schon Wochen vorher sind an jeder Ecke Halloweenpartys.
Wir als blutige Anfänger in Sachen Halloweenpartys wollten uns natürlich nicht den Spaß entgehen lassen und ließen uns bei unseren Freunden und Arbeitskollegen hier ausführlich beraten. Im Endeffekt waren wir uns einig – die Halloween-Horror-Nights in den Universal Studios/Orlando klangen am eindrucksvollsten. Gesagt – getan, besorgten wir uns die 70 Dollar teueren Karten für den Park und fuhren übers Wochenende nach Orlando.
Am Samstagabend gings nach einer ausgiebigen Shoppingtour (in Orlando: Weltklasse) zu den Studios. Zu dieser Jahreszeit wird es auch hier schon verhältnismäßig früh dunkel und so wirkte der Park auch gleich wunderbar gruselig. Mit uns strömten von draußen Tausende andere durch die Tore zu den Horror Nights. Für alle Gäste galt allerding ein absolutes Verkleidungsverbot. Somit sollte wohl sichergestellt werden, dass nur die engagierten Schauspieler erschrecken würden. Und darin waren sie wirklich meisterhaft.
Nachdem man von einem leichenblass-geschminktem Portier durch den Eingang geleitet wurde, kam man unumgänglich in die erste „scare-zone“. Ein riesiges, tunnelartiges Zelt, durch welches grün beleuchtete Nebelschwaden zogen. Untermalt wurde das Ganze von lauten Hubschraubersounds und einer Stimme, die über die Lautsprecher immer wieder etwas von Evakuierung und ausgebrochem Virus erzählte. Während wir uns durch die Menschenmengen drängelten, kamen immer wieder ein paar Zombies auf uns zu gelaufen und erschreckten uns auf die übelste Sorte. Die Kostüme und das Make-up war super professionell und es sah aus wie in einem ‚Dawn of the Dead‘ oder ‚Resident Evil‘-Streifen. Ich hab mir fast ins Hemd gemacht.
Als wir das Zelt endlich durchquert hatten, ging das große Anstehen endlich los. Auf dem Gelände waren mehrere Häuser -oder besser gesagt Hallen- zu verschieden Themen (meist Horrorfilmtiteln) eingerichtet. Wir entschieden uns als erstes für Frankenstein. Nach einer knappen Stunde Schlange stehen wurden wir dann endlich in die Halle gelotst. Diese war abgedunkelt und nur teilweise mit schwach flimmernden Öllampen beleuchtet. Überall standen alte verstaubte Kisten und merkwürdige Geräte aus Gusseisen. Die Gänge waren schmal und sandig. Außerdem lief über die Boxen eine ziemlich laute psychomäßige Horrorfilm-Musik, welche von dem Schreien und Kreischen unserer Vorgänger noch wunderbar unterstrichen wurde. Der Clou war natürlich, hinter jeder Ecke von einem Frankenstein oder anderen Zombies erschreckt zu werden. Besonders fies war das in Kombination mit einer Blitzlichtmaschine, bei der man den Zombie erst noch ein paar Meter vor sich sieht und dann das Licht komplett ausgeht und er beim nächsten Blitzlicht direkt vor deiner Nase steht. Das war zuviel für mein schwaches Herz. Ich beschloss, mich für keine weitere Schockerhalle anzustellen und konnte Mark zum Glück überreden, sich mit mir ein paar Shows anzusehen.
In einem Freilichttheater wurde die Rocky Horror Picture Show aufgeführt, für die wir kurz vor Beginn noch einen guten Platz bekamen. Nachdem wir so viel Gutes von der Show gehört hatten, begeisterte sie uns auch. Einige Freaks in der ersten Reihe waren originalgetreu kostümiert und konnten sämtliche Texte und Insider der Show. Es war echt witzig.
Nachdem wir durch noch eine fiese „scary zone“ laufen mussten, in welcher man von aufgeschlitzten Irokesen im Lendenschurz mit Beilen und Speeren erschreckt wurde, gelangten wir zu einer weiteren Show, die in einem noch viel größerem Freilichttheater aufgeführt wurde. Leider habe ich den Titel vergessen, aber ich glaube es wurde speziell für die Horror Nights entwickelt und war eher ein moderner Mix aus allem Möglichem aus verschiedenen TV-Shows und Filmen. Obwohl ich kaum was davon wiedergeben kann, war es eine echt coole Show, die auch wieder ziemlich lustig war und bei der ich meinen lebensbedrohlichen Herzkasper wieder kurieren konnte. Nachdem wir uns noch ein beruhigendes Bier gegönnt haben und ca. eine halbe Stunde die Männer beim „Hau den Lukas“ beobachtet haben (Mark hatte sich aus irgendeinem Grund in den Kopf gesetzt, es auch mal auszuprobieren, um herauszufinden welche Punktzahl er dabei machen wuerde. Im Endeffekt scheiterte sein Vorhaben daran, das letzte Bargeld fürs Bier ausgegeben zu haben), machten wir uns dann auch endlich wieder auf den Heimweg bzw. Hotelweg. Nächstes Mal gehe ich dann aber lieber zu Disney World. Mickey Maus kann mich hoffentlich nicht so schocken…